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Jugendverband leistet Präventionsarbeit
In den vergangenen Jahren wurde die Öffentlichkeit immer wieder durch Berichte über sexuelle Übergriffe aufgeschreckt. Aus Schulen und auch aus dem kirchlichen Bereich kamen bestürzende Vorfälle ans Licht. Die kirchliche Jugendarbeit im Evangelischen Kirchenbezirk hat schon vor Jahren Maßnahmen ergriffen, um Vorfälle dieser Art zu vermeiden. Bereits 2012 hat die Evangelische Jugend Adelsheim-Boxberg ein eigenes Ausbildungsmodul im Gruppenleiterlehrgang zum Umgang mit Schutzbefohlenen entwickelt. Darin werden zum einen die Mitarbeiter für diese wichtige Thematik sensibilisiert, zum anderen werden konkrete Schritte definiert, wie bei einem Verdacht auf sexuelle Gewalt zu handeln ist. Im Bereich des Ev. Kinder- und Jugendwerk Baden begann im Sommer 2014 das Projekt „Alles Achtung, Grenzen achten vor Missbrauch schützen“, das in verschiedenen Einheiten allen Jugendreferenten vermittelt wurde. Es geht dabei um die Stärkung von Kindern und Jugendlichen sowie um ihren Schutz vor Vernachlässigung und vor allem sexueller Gewalt. Hauptziel ist die Verankerung des Schutzauftrags für Kinder und Jugendliche in den Strukturen der kirchlichen Jugendarbeit. Die Evangelische Jugend Adelsheim-Boxberg hat ein Schulungssystem entwickelt, das seither an verschiedenen Orten für Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit durchgeführt wurde. In einem Basismodul werden Mitarbeiter für das Thema Grenzverletzungen sensibilisiert und für den Umgang mit kritischen Situationen geschult. Der Träger kirchlicher Jugendarbeit ist es besonders wichtig, dass junge Menschen als Teilnehmer und Mitarbeiter in der Jugendarbeit einen Raum haben, in dem sie sich sicher fühlen können. Sie wissen und erleben, dass ihre Persönlichkeit geschätzt und Grenzen akzeptiert werden. Bei den Jugendverbänden ist man sich bewusst, dass auch solche Richtlinien und Schulungen nicht vermeiden können, dass Menschen unter sexualisierter Gewalt leiden. Man will aber über diese präventive Maßnahme zum einen mehr und mehr dafür sorgen, dass Mitarbeitende aufgeklärt und wachsam sind, zum anderen dazu beitragen, dass Menschen eine Haltung gegen Gewalt entwickeln.
Sexuell missbrauchte fühlten sich vielfach nicht als Opfer sondern als Täter, weil sie es zugelassen und sich nicht dagegen gewehrt haben. Dieses Schuldigfühlen begleite viele Opfer ein Leben lang. Da drei von vier Missbrauchsfällen in der Familie stattfinden, sei es schwierig, Missbrauch zu erkennen und zur Anzeige zu bringen. Die Opfer trauten sich nicht gegen Familienangehörige auszusagen. Die Dunkelziffer des sexuellen Missbrauchs liegen nach Angaben von Fachkreisen um das 10 bis 20-fache höher als die bekannten Fälle.
„Wo die Schamgrenze eines Kindes überschritten wird, da beginnt der Missbrauch, die Gewalt“, so Johannes Drechsler, Evangelischer Bezirksjugendreferent des Evangelischen Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg.